"Curious Tides" von Pascale Lacelle
Kurzmeinung
Klappentext
Meine Meinung
Manchmal beendet man ein Buch und fragt sich, warum man es überhaupt gelesen hat. Es bleibt nichts zurück – keine Gedanken, keine Gefühle, keine Spuren.
Curious Tides war das genaue Gegenteil davon.
Dieses Buch hat mich daran erinnert, warum ich das Lesen liebe. Warum ich Geschichten brauche. Warum ich es so sehr genieße, in fremde Welten einzutauchen, Magie zu spüren, Geheimnisse zu entdecken und Figuren zu begleiten, bis sie sich anfühlen wie alte Freunde. Pascale Lacelles Debütroman hat mich tatsächlich wieder näher ans Lesen herangeführt – so, als hätte jemand das Licht in einer längst vergessenen Ecke meiner Leseseele wieder angezündet.
Zu Beginn war es keine einfache Lektüre. Der Schreibstil war für mich ungewohnt – beinahe poetisch, manchmal sperrig, immer besonders. Auch die Verwendung non-binärer Pronomen erforderte anfangs Aufmerksamkeit. Doch mit jeder Seite öffnete sich mir mehr von der Tiefe und Schönheit dieser Welt, und irgendwann war ich einfach nur noch mittendrin – verzaubert, verloren und völlig hingerissen.
Die Geschichte folgt Emory Blackwood, einer jungen Frau, die nach einer tragischen Katastrophe an der geheimnisvollen Aldryn-Universität zurückkehrt – einem Ort, an dem Magie von den Gezeiten gelenkt wird. Jeder Schüler gehört einem Mondhaus an: Neumond, zunehmender Mond, abnehmender Mond oder Vollmond. Doch über allen liegt das Haus Eclipse – eine seltene und gefürchtete Macht, die man lieber meidet, als sie zu verstehen.
Emory entdeckt, dass die Wahrheit hinter dem, was geschehen ist, viel dunkler und komplexer ist, als sie ahnt. Und während sie tiefer in die Geheimnisse der Tiden-Magie eintaucht, geraten Macht, Ehrgeiz, Vertrauen und Verrat in gefährliche Balance.
Was mich besonders berührt hat, ist die Vielschichtigkeit, mit der Lacelle Themen wie Identität, Zugehörigkeit, Trauer und Selbstfindung verwebt. Hinter der Magie verbirgt sich eine leise, aber kraftvolle Auseinandersetzung mit dem Menschsein – mit dem Verlangen, gesehen zu werden, und der Angst, dabei verloren zu gehen.
Am Ende bleibt so vieles offen – Fragen, Gedanken, Gefühle, die nachhallen, lange nachdem man die letzte Seite umgeschlagen hat. Ich konnte gar nicht anders, als sofort zum zweiten Band zu greifen, einfach um noch ein bisschen länger in dieser Welt zu bleiben.
Curious Tides ist kein Buch, das man nur liest.
Es ist ein Buch, das man erlebt.
Ein Rausch aus Wasser, Mondlicht und Emotionen.
Ein stilles Flüstern von Magie und Menschlichkeit.
Und vor allem: ein Buch, das zeigt, warum Geschichten für uns manchmal mehr sind als bloße Worte.
5/5 ⭐
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